Auf ein Wort Brandmauer

Autor/Autorin

  • Pastorin Anja Bär

Ein biblisches Bild bringt Pastorin Anja Bär zum Schwärmen. Gott will Gerechtigkeit, die sich wie ein Wasserstrom heranwälzt. Ein schöner Gedanke. Hunderttausende Demonstrierende, die sich für Menschenrechte einsetzen, sind schon ein Teil davon.

Hunderttausende Menschen sind in den vergangenen Wochen auf die Straßen Deutschlands gegangen. Sie haben sich zusammengeschlossen, um ein Zeichen zu setzen. Eigentlich mehr als ein Zeichen. In Berlin spricht man von einer "Brandmauer gegen rechts". Das ist ein starkes Bild. Menschen reagieren besonders stark auf Bilder. Bilder erreichen unsere Emotionen. Was eine Brandmauer ist, wird mir klar, sobald ich das Wort höre. Sofort sind Emotionen da. In diesem Fall sind es gute Emotionen. Ich fühle mich beschützt.

Die Propheten in der Bibel verwendeten auch viele starke Bilder in ihren Reden und Visionen. Und nicht alle Bilder sind für mich mit positiven Emotionen verbunden. Aber ein Bild des Propheten Amos, das heute vermutlich in vielen Gottesdiensten aufgegriffen wird, hat es mir angetan. Wie Wasser wälze sich das Recht heran und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Strom.

Der Prophet sagt diese Worte am Ende einer heftigen Wutrede. Da geht es um menschliches Verhalten,  das Gott nicht dulden kann und möchte. Einige Menschen halten sich für besser als andere. Sie verschließen ihre Augen vor dem Unrecht, das um sie her geschieht. Sie sind vielleicht sogar selbst verantwortlich dafür. Und doch tun sie so, als wäre alles im Lot. Sie feiern ihre Gottesdienste, bringen Gott Opfer dar und wähnen sich im Recht.

Gott macht das wütend. Und zwar so richtig. Und er lässt den Propheten sagen, dass er keinen Bock mehr auf diese Bigotterie hat. Am Ende dieser  heftigen Wutrede steht dann dieser Satz, der es mir so angetan hat: Wie Wasser wälze sich das Recht heran und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Strom.

Das Bild ist so stark. Das Recht, das allen Menschen zugutekommen soll, setzt sich immer mehr durch. Und Gerechtigkeit, die Menschen herbeisehnen, zerreißt die Dämme von Unrecht und Bigotterie. Das ist eine Vorstellung, die mich tröstet und mir Zuversicht gibt. Solange Gott sich noch so sehr empört über das Unrecht, das Menschen verursachen und dulden, solange gibt es noch Hoffnung für uns. Und auch, solange noch Menschen zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, um für andere einzustehen.

Dieses Thema im Programm: 11. Februar 2024, 7:40 Uhr

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