Auf ein Wort Besondere Dramatik

Autor/Autorin

  • Pastoralreferent Michael Kosubek

Heute, am Palmsonntag, fängt die "Heilige Woche" an. Sie beginnt mit dem glorreichen Einzug des Jesus in Jerusalem. Er wird am Kreuz hingerichtet als Verbrecher und Staatsfeind der Römer. Dadurch ergibt sich eine Dramatik sondergleichen. Sie umfasst existentielle Grunderfahrungen: fanatische Verehrung, Verschwörung, Verrat, Abschied, Versteckspiel und Angst, Folter und Tod. Deswegen heißt sie im Deutschen wohl Karwoche. Das althochdeutsche "Kar" bedeutet Trauer, Klage.

Inmitten einer Situation von Verfolgung und Verrat geht es aber auch um unzerbrechliche Freundschaft, um Hingabe und Widerstandskraft. Und es geht um Gottvertrauen. Dieser Strang menschlicher Erfahrung führt zum Glauben an Auferstehung, an Leben über Leid und Tod hinaus. Das ist der überraschende Moment von Ostern.

Heute spielt der erste Akt des Dramas: Jesus zieht in Jerusalem ein, und viele Menschen empfangen ihn wie einen König. Sie erwarten von ihm, dass er Israel aus römischer Knechtschaft befreit. Religiöse Hoffnungen auf den ersehnten Erlöser und politische Umsturzbestrebungen verschmelzen – auch bei den engsten Freunden von Jesus. Er selbst setzt andere Zeichen: reitet auf einem Esel, nicht auf einem Pferd, wendet sich den gebrechlichen Menschen zu, anstatt den Palast des Herodes zu stürmen, stiftet Verwirrung im Tempel, anstatt religiöse Gefühle zu beschwören.

Das bewirkt Widerstand der Mächtigen und Enttäuschung im Volk. Dieselben Leute, die Jesus heute hochjubeln, wünschen ihn Tage später ans Kreuz. Fanatische Verehrung und maßlose Enttäuschung sind Kehrseiten derselben Medaille. Wir erleben das täglich. Da kommt mir Julian Nagelsmann in den Sinn, teuerster Fußballtrainer aller Zeiten bei Bayern München – und plötzlich fallengelassen wie eine heiße Kartoffel.

Jesus lehnt Ruhm, Macht und Reichtum ab, weil sie den Menschen korrumpieren. Mich beeindruckt seine Widerstandskraft und Beharrlichkeit gegenüber Verleumdung, Verfolgung, Folter und Tod. Ich bewundere an ihm dieses unerschütterliche Vertrauen in seine Freunde, obwohl einige ihn verraten und alle vor Angst fliehen. Solches Vertrauen hat seinen Ursprung im Gott des Lebens – gerade angesichts des Todes. Solches Vertrauen weckt Leben.

Dieses Thema im Programm: 2. April 2023, 7:40 Uhr

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