Auf ein Wort Vom guten Essen

Autor/Autorin

  • Propst Dr. Bernhard Stecker

Letztens bekam ich bei einem Essen einen Burger, der war so groß, dass ich wirklich nicht wusste, wie um alles in der Welt ich ihn essen sollte. Es gab noch nicht mal Messer und Gabel. Ich kam mir vor wie Hänsel und Gretel vor dem Knusperhäuschen. Viel zu groß, viel zu viel. Und es kam mir der Gedanke: Was ist eigentlich aus unserer Esskultur geworden?

Es kommt doch beim Essen eigentlich nicht auf die Fülle an. Dass man Berge vor sich hat auf dem Teller. Sondern am schönsten ist ein Essen doch dann, wenn man es nicht für sich allein vor sich hin mümmelt, sondern jemand dabei ist. Das hab‘ ich auch nicht immer, ich esse oft alleine. Umso schöner ist es, wenn es dann mal in Gesellschaft ist. Kommt auch ein bisschen auf die Gesellschaft an, aber insgesamt genieß ich es schon.

Für Jesus war die Vorstellung vom Himmel immer mit Essen verbunden. Und zwar nicht damit, wie im Märchen vom Schlaraffenland möglichst viel zu haben, oder möglichst ausgefallene, erlesene Speisen, sondern dass man gemeinsam an einem Tisch sitzt und zusammen isst und trinkt. Erzählen, zuhören, auch schweigen. Sich nahe sein und Zeit haben füreinander: Das war für ihn der Inbegriff von Himmel.

Vielleicht ist das Zeit-haben das Geheimnis von Leben überhaupt. Nicht auf die Uhr schielen oder aufs Handy, sondern wirklich da sein, Leben und Zeit miteinander teilen. Das geht am besten beim Essen. Natürlich kann man auch zusammen spielen oder gemeinsam spazieren gehen. Aber schöner ist es, beim Essen zusammen zu sein.

Jedenfalls wenn man Jesus glauben will. Oder ich meinen eigenen Erfahrungen traue. Und so stell ich mir auch den Himmel vor, wie eine große, lange Tafel mit vielen interessanten Leuten, bekannte und neue, alte und junge, sympathische und vielleicht auch ein paar noch nicht so sympathische. Mit denen man über Gott und die Welt reden kann, fröhlich oder nachdenklich und manchmal auch mit unterschiedlichen Meinungen, aber mit Respekt.

Und Gott? Ist der dann auch mit dabei? Jesus sagt, Gott ist der, der einlädt, und zwar von Osten und Westen, von Norden und Süden. Von überall her also. Wir müssen die Tür finden, den Eingang. Auch den finden wir nicht alleine, sondern nur, wenn wir auf Gottes Stimme hören und auf die Menschen in unserer Umgebung achten. Dann finden wir den Eingang.

Darf ich einen Wunsch äußern, was es zu essen gibt? Diesen dicken Burger, vom dem ich am Anfang erzählt habe. Ich möchte gern die Gesichter der anderen sehen und wie sie es schaffen, ihn zu essen!

Dieses Thema im Programm: 21. August 2022, 7:40 Uhr

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Der Nachmittag mit Roland Kloos

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