Auf ein Wort Everybody's Darling

Autor/Autorin

  • Propst Dr. Bernhard Stecker

"Wer immer everybody’s darling sein will, ist irgendwann everybody’s Depp." Franz-Josef Strauß wird dieser Spruch nachgesagt. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber passen würde es wohl. Denn Strauß hat sich wirklich nicht bemüht, immer everybody’s darling, also jedermanns Liebling zu sein. Ganz bestimmt nicht.

Frei übersetzen könnte man diesen Spruch auch so: Wer es immer allen recht machen will, landet irgendwann zwischen allen Stühlen. Irgendwann muss ich halt auch mal Position beziehen. Sagen, wo ich stehe, woran ich glaube, was mir wichtig und wertvoll ist. Immer nur zu schielen auf das, was die Leute möglicherweise wohl richtig oder gut finden würden, führt am Ende zu Beliebigkeit und Austauschbarkeit. So jemanden nimmt niemand dann mehr ernst. Und nicht nur in der Politik.

Von Jesus gibt es ein beinahe verstörendes Wort, das im Lukasevangelium überliefert ist. Da sagt er: "Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf der Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Spaltung." Und kurz davor sagt er: "Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!" Harte Worte für jemanden, den wir eher Liebe predigen hören und Vergebung.

Aber auch Liebe und Vergebung sind ein Standpunkt, für den ich unter Umständen kämpfen muss und streiten. Jesus will damit nicht unsere Harmoniebedürfnisse stillen oder uns helfen, Konflikte zu vermeiden, überhaupt nicht. Sondern echte Liebe und echte Vergebung fordern uns ja heraus. Verlangen von uns die Bereitschaft, etwas zu tun, uns zu entscheiden.

Jesus will, dass wir uns positionieren, dass wir brennen, und nicht lau schippern, wie man hier wohl sagen würde. Wer nicht Fisch oder Fleisch ist, ist noch lange nicht vegan, sondern einfach nur fad. Was wir brauchen sind "burning persons", Menschen mit Feuer, die sich einsetzen und Verantwortung übernehmen. Auch dann, wenn es weh tut.

Maximilian Kolbe war so jemand. Er saß als polnischer Priester im KZ in der Nazi-Zeit. Als ein Familienvater in den Hungerbunker gesperrt werden sollte, übernahm er seine Position. Kolbe ging in den Tod, damit der andere leben konnte. Das bedeutet Liebe und Vergebung.

Nicht immer ist es so radikal, was von uns gefordert ist. Oft sind es nur kleine Dinge, Zeichen, an denen wir erkennen und sichtbar machen können, wo wir stehen. Dass wir keine Deppen sind. Sondern eine Idee haben davon, was Leben bedeutet, Gerechtigkeit und Vergebung.

Dieses Thema im Programm: 14. August 2022, 7:40 Uhr

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Der Nachmittag mit Janine Horsch

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