Album der Woche Sons Of The East haben spannenden Folk-Pop im Gepäck

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Sie kommen aus Australiens größter Stadt Sydney und reisen mit ihrer ganz eigenen Definition von Folk-Pop mittlerweile um die Welt: die Sons Of The East.

Cover: Sons of the East – Palomar Parade
Bild: Sons Of The East
Cover: Sons of the East – Palomar Parade

So klingt das Album "Palomar Parade" der Sons Of The East

So klingt das Album "Palomar Parade" der Sons Of The East

Bild: Sons Of The East

Die drei Jungs aus dem Vorort Freshwater, dort wo Sydneys ausgedehnte Strände mit dem blauen Wasser des Pazifiks um die Wette leuchten, haben aus traditionellen Folkanleihen und fein dosierten elektronischen Sounds ihren ganz eigenen Musikstil kreiert. Dieser klingt vertraut und doch überraschend neu. Ihren äußerst gelungenen musikalischen Spagat präsentieren Nic Johnston, Jack Rollins und Dan Wallage auf ihrem am 23. September veröffentlichten Debütalbum "Palomar Parade".

Es ist schon viel über den Bandnamen spekuliert worden. Aber, um es kurz zu machen: Er ist möglicherweise eine Anspielung auf den "Herrn der Ringe".

Dan Wallange

Von Bremen Eins nach dem Bandnamen gefragt, gibt Banjospieler, Gitarrist und Sänger Dan Wallage sich eher zugeknöpft, möchte aber eine Anspielung auf Tolkiens Fantasy-Epos "Der Herr der Ringe" nicht ausschließen. Offensichtlich spielen die Sons Of The East mit einer Aura leichter Unschärfe. Dafür treten sie mit den zwölf Songs ihres nur digital erhältlichen Albums umso klarer und ehrlicher auf. Ihren musikalischen Claim stecken die Sons Of The East irgendwo zwischen Crosby, Stills & Nash, The Lumineers und den Mighty Oaks ab. Bisweilen scheint auch der Großmeister des Songwritings, Bob Dylan, durch die Musik der australischen Newcomer zu geistern. Wobei – so neu ist die Band gar nicht, denn formiert hat sie sich bereits 2011 und kann schon drei EPs vorweisen.

Als alles getan war, spürten wir, dass das der Ort war, an dem wir alle uns am kreativsten und am freiesten gefühlt haben.

Nic Johnston
Die Band Sons of the East
Bild: Alexander Leeway

Die Geschichte der Sons Of The East habe bereits begonnen, als Jack Rollins und Dan Wallage gemeinsam die High School besuchten und zusammen Musik machten, erzählt Pianist, Gitarrist und Sänger Nic Johnston Bremen Eins. Er selbst sei danach dazugestoßen. Ihrem sozialen Umfeld sind die drei Musiker treu geblieben und geben ihrem Debütalbum "Palomar Parade" den Namen jener Straße in Freshwater, in der sie es fertiggestellt haben. Gesäumt von üppigem Grün und nur einen Steinwurf vom Strand entfernt bildet Palomar Parade den Ort, an welchem die Sons Of The East mehrere Wochen mit Songwriting und der Produktion ihres Albums verbracht haben. Dort hätten sie sich am kreativsten und freiesten gefühlt, bekräftigt Johnston. Also markiere Palomar Parade den Ort, der ihrem Zuhause und ihren Herzen besonders nahe sei.

Wir haben kein Patentrezept fürs Schreiben von Musik, wir schauen einfach, was funktioniert.

Dan Wallage

In ihrer Entspanntheit beim Songwriting liegt wohl auch das Erfolgsgeheimnis der Sons Of The East, die sich getragen von einer Welle aus Streams im dreistelligen Millionenbereich aus Sydneys Northern Beaches District – spätestens seit ihrem Auftritt 2018 beim Boardmaster Festival in Cornwall – auch in aufmerksame Ohren weitab des australischen Kontinents spülen lassen. Von überall her hätten Leute mit ihren Ideen zum Album "Palomar Parade" beigetragen, erzählt Dan Wallage. Und die Sons Of The East würden sich nicht auf eine spezielle Songwriting-Formel verlassen, sondern einfach schauen, was funktioniere, in der Hoffnung, dass gute Songs dabei herauskämen. Auf jeden Fall genießt es die Band total, sich zusammenzusetzen und zu schauen, was sie so alles zustande bringt.

Tatsächlich versuchen wir, nicht zu sehr über konkrete Songinhalte zu sprechen, weil wir dadurch vielleicht das auslöschen, was ein Song für andere bedeutet.

Jack Rollins
Die Band Sons of the East
Bild: Pat O'Hara

Was ihre Songinhalte angeht, so verhalten sich die Sons Of The East schon wie alte Hasen im Songwriting-Business. Sie wollen gar nicht zu sehr auf konkrete Inhalte ihrer homogen und geschlossen wirkenden Songs eingehen. Denn damit würden sie die in diesen schlummernden verschiedenen Geschichten unnötig reduzieren. Entscheidend für sie ist, dass jeder individuell, sozusagen mit seiner eigenen Geschichte auf ihre Musik reagieren kann. Allerdings gibt der mit einer so sanften Singstimme ausgestattete Jack Rollins zu, dass die Sons Of The East ihre Songgeschichten aus dem naheliegenden Fundus Liebe, Trouble und Hoffnung schöpfen. Das seien schließlich die gut funktionierenden Themen, um die es beim Songwriting doch gehe. 

Hoffnung ist sicherlich ein bestimmendes Motiv für unser Album, es haben sich darin aber auch unsere Gedanken darüber niedergeschlagen, wie verwirrend und chaotisch das Leben doch ist.

Nic Johnston
Die Band Sons of the East
Bild: Pat O'Hara

Als dominierenden Stimmungsfaktor ihres Debütalbums lassen die Sons Of The East eine ordentliche Portion Hoffnung wie ein positiver Wind aus dem Pazifischen Ozean zu uns herüberwehen. Den Gegenpol dazu bildet laut Aussage von Nic Johnston die Erkenntnis, wie verwirrend und chaotisch das Leben doch sein kann. Ähnlich hat diese vielversprechende australische Band auch den Entstehungsprozess ihres Debütalbums wahrgenommen. Diese Empfindungen sind dann auch in die dort versammelten Songs eingeflossen. Dazu kam, nicht zu vergessen, noch der schier endlose Lockdown, welcher es den Sons Of The East aber ermöglicht hätte, viel Zeit in Songwriting und Albumproduktion zu investieren, erinnert sich Johnston.

Was für uns zählt, ist definitiv die Mischung unserer Stimmen.

Nic Johnston

Ihren Sound definieren die drei Musiker aus Sydney insbesondere über die Mischung ihrer Singstimmen in den mehrstimmigen Gesangspassagen. Damit liegen sie klanglich irgendwo zwischen den Eagles, Crosby, Stills & Nash und Bear’s Den. Die Verschmelzung ihrer Singstimmen sei den Sons Of The East so wichtig, betont Nic Johnston gegenüber Bremen Eins, dass sie selbst da, wo es ein Song gar nicht verlange, versuchen würden mehrstimmige Passagen einzubauen. Diese betten sie gekonnt in ein von Gitarren und Banjo gesponnenes Soundgewebe.

Grundsätzlich ist die Musik der Sons Of The East so eigenständig, dass sich rein oberflächliche Vergleiche verbieten. Allerdings zählt Jack Rollins einige der ganz Großen als Inspirationsquellen auf. Bruce Springsteen, JJ Cale, die Eagles und Fleetwood Mac gehören dazu, aber auch der surfende Singer-Songwriter Jack Johnson wird als Tippgeber für gutes Songhandwerk genannt. Insofern wundert es nicht, dass etwa das Mundharmonikasolo, mit dem Jack Rollins den Song "You Might Think" einleitet, an Bruce Springsteens "The River" denken lässt. Der Albumaufmacher "Hard Playing Hard To Get" läuft auf einem Rhythmusbett ab, welches von JJ Cale hätte bezogen sein können. Und wenn im Text dann noch die Worte "got cocaine around my brain" fallen, dann ist die JJ-Cale-Anmutung perfekt.

Wenn wir einen Song schreiben, machen wir uns, was die Instrumentierung und den Sound betrifft, keinerlei Vorgaben.

Dan Wallage

"Palomar Parade" lebt durch die entspannte Herangehensweise von Nic Johnston, Jack Rollins und Dan Wallage an ihre Musik. Bei den dreien trifft die Unbeschwertheit der jungen Jahre von "Another Night" auf die bittersüße Schwermut von "Undone". Die Songs der Sons Of The East machen aus überschaubarem musikalischen Material ohne feste Vorgaben ganz viel, sie bringen auf unkomplizierte Weise sanften Sonnenschein mit – ebenso wie zarte Melancholie. Aus dem Dunstkreis Sydneys haben die Sons Of The East sich schon vor einigen Jahren herausmusiziert. Jetzt haben sie Europa bereist und stehen in den Startlöchern für ihre Tour durch Nordamerika. Die drei Jungs aus dem mit Stränden gesegneten Vorort Sydneys sind in der weiten Welt angekommen – und es klingt so, als habe diese nur auf sie gewartet.

Sons Of The East "Palomar Parade"
EAN: 9324690247196
VÖ: 23. September 2022

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 10. Oktober 2022, 14:40 Uhr

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