Album der Woche Ein Klanggemälde von a-ha aus dem hohen Norden

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Eigentlich hätte 2015 Schluss mit ihren Alben sein sollen, doch es kam anders. Mit "True North" fahren a-ha ganz großes Kino auf – im wahrsten Sinne des Wortes!

Albumcover "True North" von a-ha
Bild: Rca Local (Sony Music)

So klingt das Album "True North" von a-ha

So klingt das Album "True North" von a-ha

Bild: Rca Local (Sony Music)

Gewinnen Sie das Album "True North" von a-ha

Schon immer standen a-ha auch für Pop-Tableaus mit orchestraler Anmutung wie etwa bei "Stay On These Roads" oder "Foot Of The Mountain". Doch jetzt, mit ihrem am 21. Oktober veröffentlichten 11. Studioalbum "True North", setzen die drei Norweger dem Ganzen die Krone auf und schicken ein großformatiges Klanggemälde aus der atemberaubenden Natur nördlich des Polarkreises.

Wie es bei a-ha so ist, sagt man, „So, das war’s jetzt!“, aber dann stellt man voller Überraschung fest, dass man schon wieder mitten in einem neuen Projekt steckt!

Magne Furuholmen
a-ha Portrait
Bild: picture alliance / Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa | Britta Pedersen

Sieben Jahre nach ihrem letzten Album "Cast In Steel" haben Morten Harket, Pål Waaktaar-Savoy und Mastermind Magne Furuholmen alles aufgefahren, was für ein außergewöhnliches Pop-Album nötig ist. Wobei Album nicht die ganze Wahrheit wiedergibt, denn "True North" ist ebenso ein Film, der seinen Kinostart bereits am 15. September gehabt hat. Dabei waren die norwegischen Popstars doch davon ausgegangen, dass sie kein neues Album mehr auf die Beine stellen würden. Einen sich über Monate, vielleicht sogar Jahre hinziehenden Aufnahme- und Produktionsprozess wollten die drei sich laut Furuholmen nicht mehr zumuten. Corona schlug zu, als a-ha gerade auf Welttournee waren. Also hieß es, zurück nach Oslo. Auf sich selbst zurückgeworfen begann jeder der drei Musiker, für sich Musik zu machen. Magne Furuhomen fragte sich, was man mit a-ha auf den Weg bringen könne, und erinnerte sich an die MTV-Unplugged-Aufzeichnung just zur Sommersonnenwende 2017, für ihn das beste a-ha-Projekt der vergangenen Jahre. Es sollte also am besten eine Live-Unternehmung sein. Inspiriert von Bruce Springsteens Musikfilm "Western Stars", entwickelte Furuholmen die Idee, etwas Ähnliches in der Naturlandschaft Nordnorwegens zu machen: eine Live-Aufnahme, die gefilmt werden sollte.

Ich hatte beim Schreiben der Songs Mortens Stimme im Kopf. Ich spürte das unterschwellige Gefühl in mir, dass es doch schön wäre, ihn das singen zu lassen.

Magne Furuholmen
a-ha Keyboarder Magne Furuholmen
Keyboarder Magne Furuholmen Bild: picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

"True North" hätte auch Magne Furuholmens Soloprojekt werden können. Bis zu Beginn der Filmaufnahmen war der a-ha-Keyboarder noch immer bereit gewesen, diesen sinfonischen Pop aus dem hohen Norden als Solokünstler zu realisieren. Doch schon beim Schreiben der Songs hatte er immer Morten Harkets Stimme im Kopf gehabt, ein sicheres Zeichen dafür, dass “True North“ in der Tat bei a-ha in besten Händen läge. Jetzt, nach Abschluss der Produktion, ist Furuholmen mit dem Ergebnis glücklich. Es seien schließlich zwölf starke Songs, die er und Pål Waaktaar-Savoy zu gleichen Teilen für das neue a-ha-Album geschrieben hätten. Diese würden a-ha so präsentieren, wie die Band heute dastehe – ohne auf das zu schielen, was sich in den Charts abspielt. Ihre Momente im Sonnenlicht hätten sie ja schließlich gehabt, stellt Furuholmen zufrieden fest. Jetzt würden sie nur noch aus reiner Liebe zur Musik an gemeinsamen Projekten arbeiten.

Anstatt sich auf den langen Produktionsprozess eines Albums einzulassen und sich das am Ende gegenseitig um die Ohren zu hauen, sollten wir uns einfach treffen, die Songs für eine Live-Aufnahme proben und das Ganze filmen.

Magne Furuholmen

Den angemessenen Ort für die Realisierung von "True North" hatten die norwegischen Popstars in Bodø gefunden, vormals Fischerort, jetzt Verwaltungszentrum und wichtiger Fährhafen nördlich des Polarkreises. Das dortige Kulturzentrum "Svømmehallen Scene" in einem ehemaligen Schwimmbad bot a-ha die ideale Möglichkeit, um die Atmosphäre des hohen Nordens in Musik einzufangen. Begleitet von den Orchestermusikern der dortigen Arktisk Filharmoni standen die Musiker auf dem Boden des ehemaligen Schwimmbeckens, metaphorisch unter Wasser, wie Furuholmen betont. Um die 100 Personen mit den verschiedensten Aufgaben wären während der zehntägigen Aufnahmen um sie herumgewuselt, erinnert er sich. Innerhalb dieses hektischen Brodeltopfes hätten Morten Harket, Pål Waaktaar-Savoy und er sich darauf konzentrieren müssen, Musik zu machen und sich dabei auch noch filmen zu lassen.

Man möchte ja einfach Songs schreiben und Dinge hinaus in die Welt senden, die eine Bedeutung haben für jeden, der sie hören möchte.

Magne Furuholmen
a-ha Gitarrist Paul Waaktaar-Savoy
Gitarrist Paul Waaktaar-Savoy Bild: picture alliance / abaca | Loona/Abaca

Die Mühe jedenfalls hat sich hörbar gelohnt. Morten Harkets hell timbrierte Stimme schwebt über den dicht gewobenen Orchesterarrangements. Die Songs arbeiten mit Anleihen bei Jazz und Filmmusik. In ihrem weichen, von sanftem Hall verbrämten a-ha-Sound blitzen zahlreiche Klangfacetten auf. Geheimnisvoll wogende Streicherteppiche werden gleich im ersten Song "I’m In" ausgerollt, zarte Flöten leiten den Titel "Bumblebee" ein und Klarinetten spielen ihre Tongirlanden im Schlusstrack "Oh My Word". Das alles hat sich in einer produktiven Atmosphäre abgespielt, denn Bodø, 2024 als eine der Kulturhauptstädte Europas gesetzt, bot den Musikern die nötige Infrastruktur und Hilfe bei der Realisierung dieses ambitionierten a-ha-Projekts. Für Magne Furuholmen eine gute Konstellation, denn als kreative Persönlichkeit – als Musiker wie als bildender Künstler – möchte er immer auch etwas Sinnstiftendes produzieren. Gerade Popmusik verfüge doch über die unglaubliche Fähigkeit, auf überraschende Weise aussagekräftig zu sein, betont Furuholmen. Die opulenten Klangwelten von "True North" schildern den Menschen eingebunden in die großartige und verletzliche Natur Norwegens. Die Farbpalette dazu stellt die Arktisk Filharmoni unter der Leitung des als Lebensgefährte Wencke Myhres in Norwegen lebenden Schweden Anders Eljas.

Für mich war es eine ganz natürliche Sache, mich auf die Natur Norwegens zu fokussieren.

Magne Furuholmen

Nun ist "True North" nicht nur ein schönes, orchestrales Pop-Album, sondern auch schmerzliche Botschaft an uns Menschen, unseren Platz in und mit und nicht etwa gegen die Natur zu finden. Nicht nur, dass Morten Harket sich im Interview mit dem Rolling Stone ganz klar gegen den Walfang ausspricht, der in Norwegen immer noch erlaubt ist. Magne Furuholmen hat eine klare Agenda als bildender Künstler. Er engagiert sich unter anderem für ein Projekt, welches sich mit der Meeresforschung und ihrer Verbindung zu Künstlern befasst. Für ihn lag es also nahe, sich auf Norwegens Natur zu fokussieren, die für Kunst, Musik, Film und Literatur seiner Heimat generell von großer Bedeutung ist. Gerade das Meer sei tief im kollektiven Bewusstsein der Norweger verankert. Es habe ihn und seine Bandkollegen künstlerisch geformt, betont der Keyboarder mit dem ernsten Blick, und das alles fließe auch in "True North" ein. Dazu komme für ihn noch die Verantwortung, die das durchs Öl so reich gewordene Norwegen gegenüber der Natur trage. Denn schließlich habe seine Heimat ihr großartiges Gesundheitssystem und ihre Krankenhäuser im Endeffekt der Umweltverschmutzung zu verdanken, gibt Furuholmen nachdenklich zu Protokoll.

Für mich bedeutet Erfolg, zu den Menschen eine Verbindung aufzubauen – und das muss nicht die ganze Welt sein.

Magne Furuholmen
a-ha Sänger Morten Harket
Sänger Morten Harket Bild: picture alliance / abaca | Loona/Abaca

Auf "True North" ist unterschwellig eine Art Freiheitsgefühl zu spüren, welches auch der Tatsache geschuldet ist, dass die drei Musiker von a-ha sich nicht im Hinblick auf irgendwelche Erfolge verstellen oder verbiegen müssen. Sie hätten eine große Anhängerschaft, die sie schon seit Jahren begleite, erzählt Magne Furuholmen. Für ihn sei entscheidend, über die Musik eine echte Verbindung zu den Menschen aufzubauen, egal wie viele oder wenige man auch erreiche. Inhalt anstelle von Lametta und echte Emotion statt oberflächlicher Coolness, so lautet bei den gereiften Popstars aus Norwegen die Devise.

Aus meiner Sicht ist es meine Pflicht, bei meiner Arbeit für diejenigen, die interessiert daran sind, immer besser zu werden. Das ist es doch, was unserem Leben Sinn gibt!

Magne Furuholmen

Der Film "True North" verknüpft unter der Regie von Stian Andersen, dem langjährigen fotografischen Begleiter von a-ha, Szenen der Musikaufnahmen mit Erzählungen Magne Furuholmens über die Beziehung zu seiner Heimat, mit Bildern aus Norwegens erhabener Landschaft und mit traditionellen Szenen aus dem hohen Norden wie etwa einer "Wikingerbestattung" in einem brennenden Boot. Stian sei ein guter Freund, erzählt Furuholmen. Der Regisseur wiederum betont, dass der Film seine von a-ha inspirierte Vision des Lebens auf dem nördlichen Kontinent wiedergebe. Das Schöne an diesem außergewöhnlichen Projekt von a-ha ist, dass bereits die Musik all diese vielfältigen Bilder in sich trägt und gut auch ohne die filmische Umsetzung auskommt. "True North" ist eben ein Album mit Tiefgang, welches aber auch schier in Wohlklang badet – was in diesen zerrissenen Zeiten denn auch eine Wohltat ist.

a-ha "True North"
SMD/RCA
EAN: 0886449730162
VÖ: 21.10.2022

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Das Gewinnspiel endet am 02. Dezember 2022.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 28. November 2022, 14:40 Uhr

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