Auf ein Wort Emotionale Achterbahn

Sonnenstrahlen scheinen durch dunkle Wolken

Emotionale Achterbahn

Der Märtyrertod des Jesus von Nazareth verweist mich auf die Leiden dieser Welt und der entrechteten Menschen, sagt Pastoralreferent Michael Kosubek.

Bild: Imago | blickwinkel

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Der Märtyrertod des Jesus von Nazareth verweist mich auf die Leiden dieser Welt und der entrechteten Menschen, sagt Pastoralreferent Michael Kosubek.

Heute leiten Christen die "Karwoche" oder "Heilige Woche" ein. Der Tag heißt auch Palmsonntag, weil wir an den Einzug des Wanderpredigers Jesus von Nazareth nach Jerusalem vor fast 2.000 Jahren denken. Das Volk heißt ihn zunächst als Königsanwärter mit Palmzweigen willkommen.

Doch schon bald wendet sich das Blatt: Durch Intrigen der religiösen und politischen Machthaber endet Jesus als Verbrecher, Aufrührer und Gotteslästerer am Kreuz. Es ist die schändlichste und schmerzvollste Form der Todesstrafe der römischen Besatzermacht.

So wirft der heutige Tag seine Schatten voraus: Deshalb wird in den Gottesdiensten schon heute die Geschichte über den Leidensweg Jesu gelesen – vom letzten Abendmahl mit seinen Freunden über den Verrat durch Judas, seine Gefangennahme, Geißelung, Verurteilung bis zur Hinrichtung. Für viele Gläubige in aller Welt ist es auch eine emotionale Achterbahn. Sie reicht von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt. In ihrer Frömmigkeit versuchen sie, das Leiden ihres Herrn nachzuempfinden. Ja, berühmte Passionsspiele können auch nichtgläubige Menschen emotional stark bewegen.

Mich persönlich bewegen in dieser Heiligen Woche zwei Dinge: Erstens: Jesus sagt auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte zu den weinenden Frauen am Wegesrand: "Weint nicht über mich, sondern über Euch und über Eure Kinder". Das bedeutet für mich: Nicht durch Mitleiden mit Jesus habe ich Anteil am verheißenen Heil – der Auferweckung von den Toten, die wir am Ostersonntag feiern. Vielmehr verweist mich der Märtyrertod des Jesus von Nazareth auf die Leiden dieser Welt und der vielen entrechteten, vorverurteilten und zu Unrecht verurteilten Menschen, auf diejenigen, die ihrer Menschenwürde beraubt sind.

Und zweitens: Jesus hat sein Leben nicht einfach aufgegeben. Es war kein Kadavergehorsam, sondern Selbsthingabe. In einer von Unrecht geprägten Welt bedeutet dies: Gott selbst ist nicht einmal sein eigener Sohn heilig. Für Gott ist der Mensch heilig, sein Leben, ja, auch das Leben Jesu, aber nicht um jeden Preis.

Autor/Autorin

  • Pastoralreferent Michael Kosubek

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