Der Parzellist Die Liebe des Zeus

Göttervater Zeus hat aus Wut vor ihrer unerwiderten Liebe, die Nymphe Cynara in eine Artischocke verwandelt. Jetzt wächst sie bei unserem Parzellisten im Garten.

Glauben Sie bloß nicht, das Leben vor ur-ewiger Zeit sei ein Kinderspiel gewesen. Der griechische Göttervater Zeus hat seine eigenen Kinder aufgefuttert, und seine große Liebe, die Nymphe Cynara, hat er in eine Artischocke verwandelt. Jetzt wächst sie bei unserem Parzellisten im Gemüsebeet.

Im vergangenen Jahr hatte er sie leider vertrocknen lassen. Nun soll alles besser werden. Der große Fehler des vergangenen Jahres: Die Artischocke stand unter einem Haselnuss-Strauch. Der hat ihr alles Wasser und etliche Nährstoffe genommen. Unter einer Haselnuss wächst wenig gut. In diesem Jahr soll es seiner verwandelten Nymphe besser gehen. Sie hat einen sonnigen, geschützten Standort in lockerer Erde bekommen. Der frische Kompost im Pflanzloch wird ihr guttun. Und sie wird nun stets feucht gehalten – aber nicht nass. Vielleicht bekommt sie dann in diesem Jahr schon ein paar Blüten. Im nächsten Jahr werden es einige mehr sein, vorausgesetzt, sie übersteht den Winter.

Dazu wird sie auf zehn Zentimeter eingekürzt und mit Laub oder Stroh bedeckt. Es ist sinnvoll, einen Korb darüberzustülpen, damit der Wind den Schutz nicht in alle Himmelsrichtungen verstreut. Ab August wird die Artischocke blühen. Sie ist eine Augenweide und ein Gaumenschmaus für eine ganze Horde von Insekten. Zum Verzehr sollte die Artischocke als Knospe geerntet werden. Später wird sie zäh und trocken. 30 Minuten gekocht schmeckt sie hervorragend mit Aioli oder einer Kräuter-Vinaigrette. Ist die Artischocke gut angewachsen, kann sie nach mehreren Jahren eine Höhe von zwei Metern erreichen.

Nach vier Jahren nehmen die Erträge allerdings ab. Und wissen Sie was? Ich warte nun ab, ob sich die Artischocke in meinem Garten nicht eines Tages wieder zurückverwandelt in die hübsche, griechische Nymphe Cynara.