Auf ein Wort Volkstrauertag
Standdatum: 17. November 2024.
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Pastorin Sabine Kurth denkt am Volkstrauertag daran, wie nah ihr dieser Feiertag seit zwei Jahren gekommen ist. Viel näher, als sie erwartet oder je gewünscht hätte.
Volkstrauertag. Ein Gedenktag, mit dem ich viele Jahre nicht wirklich etwas anfangen konnte. Für mich war das ein Treffen von älteren Menschen an den Gedenkstätten der beiden Weltkriege. Fahnenträger, Heimatlieder, Tränen für so viel sinnlose geopferte Leben. Auf den Friedhöfen Bundeswehrsoldaten mit Sammelbüchsen. Ein Sonntag im November nebelig, grau, wie das Thema selbst.
Aber es war weit weg. In meiner Familie gab es keine Gefallenen zu betrauern. Ich bin in friedlichen Zeiten aufgewachsen. Krieg war bei den anderen. Bis vor knapp drei Jahren habe ich so gedacht. Dann musste ich lernen, dass es genug Machthaber gibt, die Krieg als legitimes Mittel zur Machtausübung sehen.
Die Ukraine ist so nahe. Mit all den Menschen, die zu uns geflohen sind und die ich kennengelernt habe, hat dieser Krieg ein Gesicht bekommen. Die Möglichkeit, dass unsere Welt ebenso schnell vom Krieg bedroht werden kann, ist keine Utopie. Krieg ist nichts von gestern. Krieg ist real.
Und dann ist da dieses Lied in meinem Kopf. Marlene Dietrich hat es auch gesungen: Sag mir wo die Blumen sind. Ein Lied über die Sinnlosigkeit von Krieg. Über das Leid, die Trauer, die tiefen Wunden an Körper und Seele. Mit der immer wieder gesungenen Frage: "Wann wird man je verstehn?"
In diesem Sinne scheint auch der Dichter des 90. Psalm gedacht zu haben, als er geschrieben hat: Lehre uns, dass wir sterben müssen, auf das wir klug werden! Denn Krieg bedeutet vor allem Tod von unzähligen Menschen. physische und psychische Gewalt, die Menschen zerstört. Und ich frage immer noch wie ein Kind: Gott, bitte, tu etwas! Und weiß doch, dass nur wir Menschen etwas tun können. Nämlich klug werden, damit wir nicht vor unserer Zeit durch Kriege sterben müssen.
Seit 2022 ist mir der Volkstrauertag ein ganz wichtiger Gedenktag geworden. Und ich finde es gut, wenn an den Gedenkstätten an die Opfer aller Kriege gedacht wird. Und ich hoffe, dass Menschen endlich verstehen, dass es keine Gründe für nur irgendeinen Krieg gibt. Ich hoffe, dass wir klug werden.