Auf ein Wort Waffeln statt Waffen

Autor/Autorin

  • Präsidentin Edda Bosse

Frühling. Es wird endlich wieder bunter und lebendiger im Stadtbild. Mehr Menschen unterwegs, mehr Geschäfte geöffnet. Die Sonne scheint. Cafés haben Stühle und Tische auf die Straße gestellt. Die Leute treffen sich: zum Frühstück, zum Espresso um 11, zum Kaffee mit Kuchen. Ich schlendere den Gehweg entlang, Fahrräder sausen vorbei, E-Roller. Plötzlich ein Plakat an einem Zaun: "Waffeln statt Waffen" kann man auf blau-gelbem Hintergrund, mit dickem Tuschpinsel aufgemalt, lesen.

Ein Tapeziertisch ist vor dem Zaun aufgebaut, hübsch geschmückt mit einem rot- weißen Tuch und einem Strauß Vergissmeinnicht. Gleich drei Waffeleisen dampfen, ein dicker Pott Waffelteig sorgt für Nachschub. Dahinter stehen vier Mädchen, vielleicht 12 oder 13 Jahre alt. Ich bleibe stehen. "Möchten Sie eine Waffel? Wir sammeln für die Menschen in der Ukraine", spricht mich eine der Verkäuferinnen an und schüttelt die Spendendose. "Zwei Euro", ergänzt eine andere. "Sie können auch gerne mehr reintun." Die Waffel schmeckt köstlich, der Puderzucker weht auf meinen Mantel. Die Mädchen müssen ordentlich arbeiten, es klappert in den Spendendosen.

"Alle machen was, wir auch", sagt eine der Vier und gießt zischend frischen Teig auf das Waffeleisen. "Von einem auf den anderen Tag können die Kinder, die genauso sind wie wir, nicht mehr zur Schule gehen", sagt sie. "Nicht zum Sport, können sich nicht treffen, müssen Angst um ihr Leben haben, müssen fliehen."

Ich spüre da etwas. Diese Mädchen sind erschrocken, empört und ängstlich über das, was den Menschen in der Ukraine geschieht – und was auch uns bedroht. Ihre eigene Angst hat sie aber nicht erstarren lassen. Sie haben sie in Handeln verwandelt. Ihr "Waffeln statt Waffen" bedeutet: Nein zum Krieg und Ja zu Euch, die Ihr jetzt unsere Hilfe braucht: das Geld, das wir sammeln, die guten Gedanken, die wir Euch schicken, unsere Herzen, die ganz nah bei Euch sind, obwohl wir uns ja gar nicht kennen.

"Nächstenliebe" hat Jesus das genannt. Der Begriff kommt in der Bibel sehr oft vor. Hier auf der Straße, mitten in Bremen, hat er gerade Station gemacht.

Dieses Thema im Programm: 8. Mai 2022, 7:40 Uhr

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