Auf ein Wort Neue Arbeitswelt

Autor/Autorin

  • Simone Lause

Am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, stehen traditionell die Arbeitsbedingungen im Fokus. Über Jahrzehnte wurde Einiges erreicht: 1946 galt noch die 48-Stunden-Woche – verteilt auf sechs Tage. "Am siebten Tage sollst Du ruhen", heißt es schon im Alten Testament. Die Arbeitswoche verkürzte sich aber erst in den späten 60er Jahren.

Durch die Entscheidung der belgischen Regierung für eine 4-Tage-Arbeitswoche ist das Thema nun wieder aktuell: Angestellte in Belgien können jeden Tag etwas länger arbeiten und die Zahl der Arbeitstage pro Woche dadurch von fünf auf vier reduzieren. Attraktiv – nicht nur für Pendler in Zeiten hoher Spritpreise.

Ähnliche Modelle gibt es in Deutschland nur vereinzelt: Das Berliner Unternehmen "Bike Citizens" für Fahrrad-Navigationen hat eine 36-Stunden-Woche – verteilt auf vier Tage – getestet und nach erfolgreicher Testphase fest übernommen. Ebenso die IT-Firma Bitwings in Neumarkt und die Brauerei Pyraser in Thalmässing. Die Unternehmen sprechen von höherer Produktivität, erholten Mitarbeitenden und damit niedrigen Fehlerquoten.

Das bedeutet: Auch die Arbeitgeber profitieren von dieser Veränderung. Das ist jedoch vermutlich nicht der Treiber dieses Umdenkens. Im Wettbewerb um qualifiziertes Personal schlagen Führungskräfte längst einen neuen Kurs ein.

Die sogenannte Generation Z legt nachweislich Wert auf eine gesunde Balance zwischen Beruf und Freizeit. Um junge Mitarbeitende zu gewinnen, zählen nicht nur Gehalt und Karrierechancen. Die Sinnhaftigkeit der Arbeit, ein gutes Betriebsklima und ausreichend Zeit für Familie, Freunde und Hobbys bekommen eine immer höhere Bedeutung.

Das ist einerseits eine Chance für Berufe mit durchschnittlicher Bezahlung. Andererseits handelt es sich um eine Herausforderung – gerade in Jobs, in denen Schichtdienst unumgänglich ist. Hier bedarf es klarer Modelle, um die Arbeitszeiten so planbar zu machen wie möglich. Die Pflege-Einrichtungen der Caritas Bremen setzen dies bereits um: Der Dienstplan steht Wochen vorher und wird vom Betriebsrat abgesegnet. Für Eltern mit Kindern im betreuungspflichtigen Alter gibt es spezielle Dienste. Die Wochen-Arbeitszeit kann je nach Familienphase reduziert werden – auch in Leitungsfunktion.

Flexibles Arbeiten schafft Luft für Pausen, die so wichtig sind in der sich stets verdichtenden Arbeitswelt mit schneller Taktung und hohen Mobilitätsanforderungen. Einfach mal nicht funktionieren müssen, anhalten und durchatmen.

Dieses Thema im Programm: 1. Mai 2022, 7:40 Uhr

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Der Samstagmorgen mit Britta Uphoff

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