Auf ein Wort Mein Freund, der Mond
Standdatum: 3. April 2022.
Bevor ich mich schlafen lege, trete ich häufig an mein geöffnetes Fenster und schaue noch einmal in die Nacht. Meistens mit Blick nach oben. In einen Himmel, der von Sternen und Planeten übersät ist, auch wenn sich manchmal Wolken davorschieben. Jeden Abend öffnet sich zuverlässig diese Himmelsbühne, auf der sich dann ein kosmisches Schauspiel abspielt. Unterschiedlichste Akteure treten auf und beleuchten den Himmel auf einzigartige Weise. So, dass es für mich immer etwas zu entdecken und zu bestaunen gibt.
Mein Lieblingsdarsteller in diesem Himmelsensemble ist der Mond. Mal scheint er mir ganz nah und dann auch wieder weit weg. Dabei ist er ein genialer Verwandlungskünstler. Sein Outfit sieht immer wieder anders aus. Mal kann man von ihm gar nichts erblicken. Dann schwebt er für eine Weile wie eine Sichel durch die Nacht und entwickelt sich erst zum halben und später zum voll ausgebildeten Mond. Bis das Ganze wieder von vorne beginnt. Alles scheint nach ewigen Gesetzen abzulaufen.
Kein Wunder, dass der Mond seit Urzeiten auf die Menschen eine fast schon magische Faszination ausübt. Und tatsächlich hat der Mond eine Menge Einfluss auf die Natur und die Menschen. So entstehen Ebbe und Flut nur durch die Wirkkraft des Mondes. Bestimmte Zugvögel finden ihr Winterquartier im Süden nur mit Hilfe des Mondes. Und auch für die Menschen ist der Mond eine wichtige Orientierungshilfe. So fuhren zum Beispiel früher die Seeleute sicher über die Meere, indem sie sich am Stand des Mondes orientierten.
Doch auch im Christentum bekam der Mond schon ganz früh eine theologische Bedeutung. Denn seit Anfang des 4. Jahrhunderts gilt für die gesamte Christenheit: Ostern wird jedes Jahr am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert. Und das gilt bis heute noch. Demnach wird dieses Jahr Ostern am 17. April gefeiert, weil der erste Frühlingsvollmond am 16. April stattfindet.
Wir Menschen hatten also früh ein Gespür dafür, dass wir in diesen himmlischen Welten und kosmischen Zyklen mit etwas in Berührung kommen, das unseren endlichen Bezugsrahmen übersteigt. Nicht umsonst ist nach christlichem Verständnis der sogenannte Himmel der Aufenthalts- und Erfahrungsraum Gottes. Und so bekomme ich auch an meinem kleinen Fenster eine Ahnung von dieser unendlichen Wirklichkeit. Umso mehr, wenn mein Freund, der Mond, auftaucht und noch dazu eine tolle Performance hinlegt. Dann fange ich an zu staunen und winke ihm manchmal sogar zu.
Dieses Thema im Programm: 3. April 2022, 7:40 Uhr