Auf ein Wort Die Verlierer bei den Olympischen Spielen

Sonnenstrahlen scheinen durch dunkle Wolken

Die Verlierer bei den Olympischen Spielen

Für viele Sportlerinnen und Sportler werden die Olympischen Spiele positiv im Gedächtnis bleiben, vermutet Christof Haverkamp. Er erinnert an die Verlierer.

Bild: Imago | blickwinkel

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Für viele Sportlerinnen und Sportler werden die Olympischen Spiele positiv im Gedächtnis bleiben, vermutet Christof Haverkamp. Er erinnert an die Verlierer.

Zwei Wochen mit vielen Wettkämpfen liegen hinter uns — heute Abend sind die Olympischen Spiele vorbei. Zum Abschluss gibt es noch eine spektakuläre Schlussfeier. Später werden sich wohl die meisten Sportler gerne an ihre Wettkämpfe in und um Paris erinnern. Das gilt vor allem für die Gewinner. Wie die Sprinterin Julien Alfred. Beim 100-Meter-Lauf hat sie die erste olympische Medaille für die kleine Karibikinsel St. Lucia geholt.

Aber ich denke auch an die Kehrseite der Medaille. Einmal an alle Sportlerinnen und Sportler, die sich jahrelang gequält haben. Höchstleistungen wollten sie erzielen. Alles haben sie gegeben. Und trotzdem reichte es dann nicht. Nur den wenigsten wurden feierlich Bronze-, Silber- oder Goldmedaillen umgehängt. Manche Hoffnungen sind geplatzt wie Seifenblasen. Nicht nur die Schwimmerin Angelina Köhler weinte bitterlich, weil sie als Verliererin dastand. Platz vier über 100 Meter Schmetterling hat sie geschafft. Aber Platz vier ist bald vergessen, Vierter zu werden ist undankbar.

Wenn Gott Zuschauer wäre, dann glaube ich, hätte er ein Herz für die Verlierer. Denn Gott ist für mich jemand, der Verlierer in ihrer Niederlage nicht fallen lässt.

Es gibt übrigens bei Olympia noch mehr Verlierer, Verlierer jenseits des Spitzensports: Das sind Obdachlose, Flüchtlinge, Drogenabhängige, es sind Gelegenheitsarbeiter und Prostituierte. Sie wurden vor den Olympischen Spielen aus Paris vertrieben, umgesiedelt, außer Sicht gebracht. Denn sie hätten das schöne, makellose Bild stören können. Das Olympische Dorf wurde im Departement Seine-Saint-Denis errichtet, in einer Region nördlich von Paris, wo sich die Menschen selten als Gewinner fühlen. Mehrere hundert Familien wurden umgesiedelt. Die Preise für Wohnungen sind jetzt astronomisch hoch. Auch das hinterlässt Verlierer. Es wirft einen Schatten auf die Olympischen Spiele, die doch sonst so harmonisch und friedlich gewesen sind.

Autor/Autorin

  • Christof Haverkamp

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