Auf ein Wort Fernweh oder Heimweh?

Sonnenstrahlen scheinen durch dunkle Wolken

Fernweh oder Heimweh?

Das Glück oder der perfekte Moment werden geschenkt, und das geschieht oft ganz unvermutet, ist Pastoralreferent Michael Kosubek überzeugt.

Bild: Imago | blickwinkel

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Das Glück oder der perfekte Moment werden geschenkt, und das geschieht oft ganz unvermutet, ist Pastoralreferent Michael Kosubek überzeugt.

In diesem Sommer werde ich in den Dolomiten Rad fahren. Sommerzeit ist Urlaubszeit. Jedenfalls für die meisten. Da zieht es viele Menschen in die Ferne, weit weg von zu Hause. Hatten sie als Kinder noch "Heimweh", haben viele nun "Fernweh" – bloß weg aus den eigenen vier Wänden. Sommer, Sonne, Strand und Meer oder die Berge rufen.

Vielleicht geht es Ihnen auch so? Einmal raus, Tapetenwechsel, dem grauen Alltag entfliehen. Das geht auch mit einem Tagesausflug in die nächste Stadt. Und nach einigen Wochen oder Stunden in anderer Umgebung freuen Sie sich doch wieder auf die eigenen vier Wände – endlich wieder daheim.

Bei mir ist Heimweh Fernweh. Seit zwölf Jahren lebe ich wieder in Deutschland – nach 20 Jahren in Brasilien. Ehrlich gesagt, fühlte ich mich dort heimischer als in meinem Vaterland. Da denke ich an das Fernweh der vielen Menschen mit Migrationshintergrund in unserem Land. Aus verschiedenen Gründen leben sie hier bei uns – manche aber würden viel lieber in ihr Land zurück. Was für uns Fernweh ist, das ist für sie Heimweh.

Ich frage mich: Was steckt eigentlich hinter dieser Sehnsucht? Oder ist es eine innere Unruhe, Rastlosigkeit? Ist es die Flucht vor dem grauen Alltag oder die Suche nach dem "perfekten Moment" wie Max Raabe ihn besingt – und ihn verpennt?

Die christliche Botschaft lehrt mich da zwei Dinge: Erstens: Ob in der Ferne oder daheim, das "Glück" oder der perfekte Moment, sie werden geschenkt und das oft ganz unvermutet: Der Überraschungsbesuch einer Freundin, ein Sonnenuntergang oder Vogelgezwitscher, ein Lächeln in der Straßenbahn. Zweitens: Geglücktes Leben in Erfüllung der Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Frieden finde ich erst im Zuspruch durch jemanden anderes: letztlich in der Zusage Gottes, dass ich nicht allein bin, ob in der Ferne oder daheim.

Autor/Autorin

  • Michael Kosubek

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